Mobilität ist für alle gemeinsam entspannt unterwegs sein

Mobilität ist für alle gemeinsam entspannt unterwegs sein

Morgens in der Wasserburger Straße – wo liegt hier das Verkehrshindernis? Je nach Perspektive gibt es bis zu zehn. Oder eben: Verschiedene Formen von Mobilität.

Neulich fuhr ich bei einer Bekannten im Auto mit. Ein Stück musste sie hinter einem Radler herfahren, weil kein Platz zum Überholen war. Sie blieb auch dahinter und hielt genug Abstand, aber es entfuhr ihr doch: „So ein Verkehrshindernis!“. Manchmal geht es mir als Radler während der Stoßzeiten ähnlich. Überall stehen gestaute Autos, auch auf den Radfahrstreifen, und ich muss sie umkurven, um voranzukommen. Auch da liegt der Gedanke nahe: Verkehrshindernis!

Nur fürchte ich, dass wir so nicht weiterkommen. Mobilität ist ein allgemeines Bedürfnis, sozusagen ein Menschenrecht. Jede/r von uns möchte sich von A nach B bewegen können, und oft genug müssen wir es: Zur Schule, zur Arbeit, zu Terminen. Im Idealfall macht mobil sein Spaß. Wenn ich zurzeit im Morgennebel am Himbeerfeld entlangradle und sich darüber die Bergspitzen zeigen, gibt es für mich keinen schöneren Start in den Tag. Dort begegnet mir fast täglich ein Paar beim gemeinsamen Joggen. Andere genießen die Zeit für sich, die sie im Auto haben, hören Musik oder Nachrichten. Eine Schülerin erzählte mir, wie sie es liebt, beim Radeln mit einer Freundin zu ratschen. Während ich diesen Artikel schreibe, sitze ich im Zug.

Natürlich gibt es verschieden Arten, mobil zu sein. Sie unterscheiden sich in der Klimafreundlichkeit, im Platzbedarf, im Gefährdungspotential für andere. Selbstverständlich gibt es auch Verhaltensweisen, die andere mehr als unbedingt nötig einschränken.

Aber immer sind es wir Menschen, um deren Mobilität es geht. Mobil zu sein, könnte (oder müsste) uns ein gemeinsames Anliegen sein. Wie hilfreich ist es da, wenn wir die Mobilität der Anderen zum Hindernis für unsere eigene Mobilität erklären? Beim Wandern stand ich neulich eine Zeitlang neben einem Ameisenhaufen, um zu beobachten, wie die Ameisen ihre ungeheure Mobilität organisieren. Sie machen es: durch Kooperation. Keine pocht auf ihr Recht, rennt eine andere über den Haufen, stellt sich anderen in den Weg. Zur Not wird einfach ein Umweg genommen. Da könnten wir uns bei all unserer Intelligenz und aller technischen Ausstattung etwas abschauen. Kürzlich habe ich in einem Fachbuch gelesen: Verkehr ist kein Thema für Ingenieure, sondern für Sozialwissenschaftler. Das hat mich nachdenklich gemacht.

Natürlich muss bei uns in eine bessere Radinfrastruktur investiert werden. Auch müssen wir den Verkehrsraum gerechter verteilen und nebenher auch noch die Wende zur klimaneutralen Mobilität schaffen. Das wird eine große Umstellung, eine Menge Arbeit, und es wird auch Geld kosten. Kooperation und Rücksicht im Verkehr aber könnten wir einfach selber machen. Das täte uns als Gesellschaft gut – mit Spaltungen haben wir aktuell schon mehr als genug zu kämpfen, finde ich.